Kometen zu fotografieren war für mich bisher das spannendste, was ich in der Astrofotografie erfahren durfte.
Sie werden ja auch als "dreckige Schneebälle" bezeichnet. Wenn sie sich der Sonne nähern, fangen sie an auszugasen und hinterlassen als Folge der Sonneneinwirkung Partikel und Gase, die bei den größeren Exemplaren dann den Schweif bilden.
In 2021 sollten wir sogar einen "Weihnachtsstern" mit dem Kometen Leonard C/2021 A1 bekommen.
Am 11. Dezember habe ich mich mit Achim Winkelmann vom Bayerischen Rundfunk in die Rhön aufgemacht um den Kometen zu fotografieren.
Die Radioreportage könnt Ihr hier nach nochmal hören:
Neowise
Neowise ( C/2020 F3) war einer von denen, die mit dem bloßen Auge, sichtbar waren.
Ich hatte das Glück in mit meiner Kamera einzufangen zu können.
Die Bedingungen waren zwar nicht zu jeder Zeit optimal, was heißt, dass wir die meiste Zeit Vollmond hatten. Dadurch war die Landschaft im Verhältnis zum Kometen auf den Bildern sehr hell.
Als der Mond dann abnahm und ich schon die nächste Location geplant hatte, war das Wetter etwas unzuverlässig und der Himmel war häufig bedeckt.
Ich hatte mir damals die Kapelle in Bischwind als Motiv ausgesucht.
Mit zwei Apps konnte ich vorher berechnen, zu welcher Zeit der Komet im Norden genau über der Kirchturmspitze auftauchen würde. Das war zumindest meine Vision von dem Bild, das entstehen sollte.
Ich habe dann Stellarium verwendet um die Position am Himmel zu finden und PhotoPills um den genauen Standort am Motiv zu bestimmen.
Als der Zeitpunkt gekommen war, ich die Kamera aufgestellt hatte, das Wetter mitgespielt, es endlich dunkel genug war, ein Bild nach dem anderen auf dem Sensor landete und Neowise exakt da die Kapelle überquerte, wo ich es vorher in den Apps gesehen hatte, rauschte mir das Adrenalin durch die Adern.
Jetzt nur nichts falsch machen und hoffentlich versagt nicht die Technik.
Das war immerhin ein Moment, der nicht wiederholbar war.
Schlafen konnte ich in dieser Nacht nicht mehr.
Auf dem Display sahen die Bilder schon ziemlich cool aus:
Das Ergebnis nach der Entwicklung hat mich dann echt umgehauen:
Das Foto ist mein Lieblingsbild aus 2020.
Leonard
Anfang des Jahres 2021 hab ich dann gehört, dass sich wieder ein Komet der Sonne nähert. Leonard sollte allen Berechnungen nach im Dezember sichtbar sein.
Ich war wieder total gespannt und voller Vorfreude.
Bei Kometen weiß man allerdings nie genau, ob sie den wilden Ritt in unser Sonnensystem auch heil überstehen und nicht vorher zerbrechen. Und letztendlich ist das Wetter dann der Endgegner, dem man nichts entgegensetzen kann.
Seit Anfang Dezember, als man den Kometen mit empfindlichen Kameras schon aufnehmen konnte, lag ich also auf der Lauer. Meine Ausrüstung und warme Winterkleidung lag die ganze Zeit einsatzfähig bereit.
Immer wieder habe ich in Stellarium, einer Astronomie App, gecheckt, zu welcher Zeit der Komet hoch genug über dem Horizont steht. Mit bangem Blick hatte ich immer die Wetterkarten im Blick.
Leider war es dauernd bedeckt, Schnee war angekündigt und es sah insgesamt nicht sehr gut aus. Trotzdem habe ich mir fast jede Nacht, um 2 Uhr, 3 Uhr und zum Ende um 4:00 Uhr den Wecker gestellt und im Satelliten Nebel-Check geschaut, ob der Himmel nach Osten klar ist und sich das Aufstehen lohnt.
Im Gegensatz zu Neowise war Leonard so schnell, dass er jede Nacht eine Stunde später über dem Horizont auftauchte und es blieben blieb nur ein kurzes Zeitfenster bis zum 12. Dezember. Ab dann würde er erst in der Dämmerung aufgehen und dann kaum noch am Himmel erkennbar sein.
Ein Komet im Radio?
Am Samstag den 11. Dezember hatte ich mich mit Achim Winkelmann vom Bayerischen Rundfunk verarbredet. Es bestand eine kleine Chance, dass um diese Zeit der Himmel in der Rhön aufreißt.
Achim hatte mich zwei Tage vorher angerufen und wollte für Bayern 2 eine Radioreportage über den Kometen machen.
Er hat dann noch Kontakt zum Vorsitzenden des Sternenpark Rhön e.V. aufgenommen, den wir um 5:15 Uhr in der Rhön, am Büchelberg, treffen wollten.
Wolken statt Sterne
Als wir dann dort eintrafen, war der Himmel stark bedeckt.
Gemeinsam haben wir dann eine Bergkuppe umrundet und dabei viel über den Sternenpark, Lichtverschmutzung, Umweltschutz und Astronomie erfahren.
Außerdem war es sehr intressant zu erleben, wie so eine Radioreportage über ein optisches Phänomen, wie einen Kometen, entsteht, so dass der Hörer dann die Bilder im Kopf hat.
Obwohl ich mein eigentliches Ziel, mit einem Bild des Kometen heim zu fahren, nicht erreicht hatte, war es doch ein informativer und interessanter (früher) Morgen.
Aber: Ein Bild hab ich dann doch noch gemacht!
Achim war beeindruckt, wie hell die Landschaft doch auf dem Foto erscheint, obwohl es für das Auge schon sehr dunkel war. Die verbleibende Lichtverschmutzung der Straßenbeleuchtungen aus Hammelburg und Bad Kissingen ist deutlich erkennbar.
Wie sagte doch noch Forest Gump?
"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kreigt"
Vielen Dank fürs Lesen,
Jochen