Schon seit fast zwei Jahren hab ich das Bild im Kopf: Der Himmel aus dem Sternschnuppen auf die Erde stürzen. Auch auf Instagram und Youtube habe ich schon viele solche Bilder gesehen. Anfangs hab ich mich noch gefragt, ob das überhaupt irgendwie funktionieren kann und viele Tutorials geschaut, bis ich es dann selbst versucht habe.
Letztes Jahr waren wir mit dem Fotostammtisch Gerolzhofen auf der Wasserkuppe um den jährlichen Perseidenschauer oder wie er auch auch genannt wird, die Laurentiustränen, zu fotografieren.
Leider war es aber in dieser Nacht sehr bewölkt, so dass wir nur wenige Sternschnuppen zwischen den Wolkenlücken erspähen konnten.
PLANUNG
Dieses Jahr gab es im August wieder die Chance das Bild umzusetzen.
Für die Nacht vom 12. auf den 13. August war das Maximum vorhergesagt und ich war dieses Jahr mit meiner Familie in Südtirol im Urlaub. Der Plan war deshalb auf den Bergen in den Dolomiten meine "Photonenfalle" aufzustellen.
Weil ich aber Ende Mai am Knie operiert wurde, wollte ich kein Risiko eingehen.
In der Nacht auf unbefestigten Wegen zu kraxeln war mir einfach zu gefährlich.
Daher habe ich versucht, einen Platz zu finden, der sowohl mit dem Auto gut erreichbar ist, als auch einen Vordergrund für das Bild ergibt.
Dank Photopills habe ich einen Punkt südlich der Rosengartengruppe (Catinaccio) gefunden und auf gutes Wetter gehofft.
Wie aus dem Berg im Diagramm zu sehen ist, war das Maximum mit fast 100 Meteoren pro Stunde für circa 4 Uhr am 13. August vorhergesagt.
ZWISCHENSTOPP MIT MILCHSTRASSEN-TAKEAWAY
Wir hatten ca. eine Stunde Autofahrt vom Kalterer See, so dass wir, als wir gegen 22:00 Uhr aufgebrochen sind, noch einen Zwischenstopp am Karer See unterhalb des Latemar einlegen konnten. Hier haben wir, mit Blick nach Süden, noch schnell ein paar Bilder der Milchstraße mitgenommen.
Diese Idee hatten auch ein paar andere Fotografen, die sich dort am Seeufer und der Aussichtsplattform tummelten. Eines der hier entstandenen Bilder könnt Ihr hier sehen.
Es war leicht diesig, so dass die Lichtverschmutzung über Bozen den Blick etwas getrübt hat. Obwohl man meinen könnte, dass es im Gebirge nachts etwas ruhiger zugeht, sind immer viele Autos unterwegs.
So wurde der Wald am südlichen Ufer immer wieder von den Scheinwerfern unfreiwillig mit Lightpainting versorgt.
UMSETZUNG
Gegen 23:30 Uhr brachen wir dann zu unserem Zielstandort auf.
Dort angekommen wurde die Kamera aufgebaut und so die "Falle" für die Sternschnuppen gestellt. Dann hieß es abwarten, etwas schlafen und "Sternschnuppen gucken".
Das Setup:
- Sony A7 III
- Tamron SP 15-30mm f/2.8 Di VC USD A012S
- LRT Pro Timer 2 - Intervall: 27 sec.
- 24 mm | ISO 3200 | f / 2.8 | 25 sec.
Insgesamt 4 Stunden von 23:45 Uhr bis kurz vor 4:00 Uhr lief der Sensor heiß.
NACHBEARBEITUNG UND ERGEBNIS
Dieses Jahr hat es dann endlich geklappt und das ist das Resultat:
Vier Stunden sind in einem Bild festgehalten.
Es ist ein Composing in Photoshop, das aus 18 Ebenen für die Sternschnuppen sowie 4 Ebenen für den Vordergrund zusammengesetzt ist.
Da sich die Erde innerhalb der vier Stunden natürlich auch weiter gedreht hat, habe ich die Bilder so um den Polarstern gedreht, dass die Meteoriten, wie auch in Wirklichkeit, aus dem Radienten im Sternbild Perseus zu kommen scheinen.
Teilweise sind aber auch einige "Querschläger" dabei. Manche sind richtig schön bunt, was sich durch das Verglühen der verschiedenen Elemente beim Eintritt in die Atmosphäre ergibt, andere sind schwächer und scheinbar einfarbig.
Ich habe dabei auch darauf geachtet, dass sie nur in einem Bild erscheinen und daher sehr wahrscheinlich keine Spuren von Satelliten darstellen.
UND NOCH MEHR
Schließlich konnte ich noch eine Timelapse aus den Bildern berechnen:
Da ich während der Nacht einmal die Brennweite umgestellt habe, weil ich dachte damit mehr Meteore aufs Bild zu bekommen, ist das Video etwas kürzer ausgefallen.
Es besteht aus den ersten 337 Bildern, aus denen ich dann mit LRTimelapse sowie StarStaX (für die Startrails) die Videos erstellt habe.
Aus den Einzelbildern habe ich dann noch ein Bild mit Star Trails erstellt:
Wer genauer wissen will, wie die Planung und Nachbearbeitung funktioniert, dem empfehle ich auf Youtube Perseids Meteor Shower Photography Class with Ian Norman auf dem Kanal von PhotoPills. Ian Norman von "Lonely Speck" ist ein Experte was Astrophotografie und Nachbearbeitung angeht.
Wenn Ihr Interesse an einem Workshop auf deutsch zu dem Thema habt, könnt Ihr mir gerne per Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder über meine Social Media Kanäle eine Nachricht schreiben.
Ich plane für 2022 verschiedene Astro- und Nachtfotografie Workshops, bei denen Ihr mich gerne begleiten könnt oder mit mir zusammen Bilder nachbearbeitet.
Vielen Dank fürs Lesen
Jochen